Oma und Opa Hanne

Sie wohnten oben in unserem Haus. Meinem Bruder und mir kamen sie wie „richtige“ Großeltern vor, aber es waren bloß gute Nachbarn meiner Eltern. Sie „tickten“, wie ich heute auch bin, wenn ich kleine Kinder sehe; sie waren uns zugewandt, scherzten mit uns und zeigten uns – zum Beispiel – alte Alben mit eingeklebten Zigarettensammelbildern. Für meine Mutter waren sie eine Hilfe. Wenn sie mal weg musste, passten sie, meistens nur die „Oma“, weil der Opa noch arbeitete, auf uns auf.

Mir geht es „andersherum“ jetzt ähnlich. Ich hatte von dem kleinen ukrainischen Jungen berichtet, ungefähr 3 Jahre alt, der unter mir mit seiner Mutter eingezogen ist. Ich lebe ja nur halb in meinem Haus, die andere Hälfte bei meiner Lebensgefährtin woanders. In diesem Fall, muss ich sagen, dass das leider so ist, denn ich sehe ihn aus diesem Grund nur selten. Das erste Mal lief anders ab, als ich mir das vorgestellt hatte. Er sah mich gar nicht an, sondern tapste an mir vorbei freundlich brabbelnd die Treppe hoch. So konnte ich ihn nicht fragen: „Wer bist du denn? Wie heißt du denn?“

Dann habe ich mich entschlossen, ihm mit meinem Enkel – ich nenne ihn hier Ben – zusammen Playmobil-Ritterfiguren herunterzubringen, mit denen Ben nicht mehr spielte. Kurz vor dem Klingeln drückte er mir die Playmobil-Figuren in die Hand und presste sich an die Wand neben der Tür. (Diese Verlegenheit von Menschen, besonders von Kindern, ist ein Thema für sich, auf das ich in dem noch zu schreibenden Beitrag „Stille Wasser sind angereichert“ zurückkommen werde.) Wie fast immer war es erstaunlich leise, als wir vor der Wohnungstür standen und klingelten. Nach einer Weile öffnete die Mutter zusammen mit ihrem Kleinen. Beide waren freundlich. Der Kleine lächelte über das ganze Gesicht. Hatte er die Figuren schon entdeckt?

Ich bin ein untypischer Deutscher. Also redete ich mit der Mutter Deutsch. (Wenn ich ein typischer gebildeter oder jüngerer wäre, hätte ich mit Englisch begonnen.) Sie verstand mich gut, übersetzte ihrem Sohn immer auf Russisch, was ich sagte. Ich gab dem Kleinen die Figuren, er freute sich sehr. Da ich wie Ben auch leicht ein wenig verlegen werde, wollte ich Mutter und Sohn nicht überfordern und verabschiedete mich bald. Aber wir haben noch viele Playmobil-Figuren und Bausteine. Hoffentlich begegne ich dem Kleinen bald mal wieder…

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